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Inhalt:
Die Terrassenfrau
Reifeprozess
Von Oben
Familienplanung
Der Poet
Ein Mann - ein Pfau
Engelchen flieg
Apfelwärme
Alles Schein
Die Schönste
Die alte Dame an der Bushaltestelle
Jener Frühling



Die Terrassenfrau
Als Gast bei Freunden früh am Morgen
saß ich – befreit von Alltagssorgen -
las Zeitung und dabei erklang
Musik und Tirili – Gesang
vom Vogelhaus auf der Terrasse.
Dort stand die Frau mit einer Tasse.
Sie lachte mir aufmunternd zu:
´Gönn´dir auch noch Tiramisu!´
Gesagt, getan – am Frühstückstisch
gab´s Eier, Käse Wurst und Fisch
und später dann als Abschlussclou
ein großes Stück Tiramisu.
So ging das weiter – Tag für Tag.
Die Nette wußte, was ich mag ...
und nun - das Ende der Geschicht´:
so ein, zwei Kilo Mehrgewicht.
  
Kein reuevoller Blick zurück;
denn es sind ein, zwei Kilo Glück.

 

 ***

 



***

Reifeprozess 
der Gefühle
ließ uns
miteinander verschmelzen
 
Als uns
die Leidenschaft
verbrannt hatte
 
versuchte die Freundschaft
uns zu erwärmen
schlug
zarte Wurzeln
in unsere Seelen
zaghaft wachsend
 
*
 
Die Entwicklung
schleicht voran
schreckt zurück
 
kämpft
gegen Ungeduld
für Ruhe
zur Reife 

Ein Feuertanz

(C) Ingrid Bezold

***

Von Oben

Sie saß ganz oben
am weich gepolsterten Platz
ohne den Blick
nach unten zu wenden
spürte sie irgendwann
die Notwendigkeit
einen Stuhl zu holen
sich dazuzusetzen
zuzuhören
 
*
 
sie sicherte sich
dort einen Stammplatz
verstand
die Bedürfnisse
die man
von oben
nicht sehen konnte
 
*
 
manchmal
spürt sie noch
die erstaunten Blicke
die sie frösteln lassen
aus Scham
blind gewesen zu sein
im sicheren Goldkäfig
 
 
© Ingrid Bezold

 



***

Familienplanung
 
Du schwärmst von Bäumen, die nun blühen
und Träumen, die in Liebe glühen...
dabei läufst du an mir vorbei.
Ich bin dir völlig einerlei.
Siehst du denn nicht mein Frühlingsfühlen,
mit Sehnsüchten, die in mir wühlen?
 
Ich bin – schau mich doch nur mal an
ein einfühlsamer, sanfter Mann.
Du siehst – die Augen und die Zähne
sind groß, gesund und ich erwähne,
du kannst mich jederzeit begucken -
ich werde nur im Notfall spucken!
 
Mit etwas Glück seh´n wir uns beide
dann schon in Kürze auf der Weide.....
dort sind wir frei und können lieben
vielleicht auch viele Kinder kriegen.
Erfolgreich werden wir trainieren,
um Menschen dann zu therapieren.

©Ingrid Bezold

 

***

Der Poet

Er schreibt stets gleiche Sehnsuchtsworte,
wenn er nachts an die Liebste denkt.
Nur Namen ändern sich und Orte,
zu denen er die Lyrik lenkt.
 
Er küsst und streichelt ihre Haut;
bewundert Augen, Leib und Zehen -
und während er ein Traumschloss baut,
um dorthin irgendwann zu gehen...
 
 
hört er ein Schluchzen, wie ihm scheint...
von seiner Frau, die heimlich weint.
 
 (C) Ingrid Bezold
 

***
Ein Mann - ein Pfau

 
Ein Mann, der pfauengleich erscheint
erschrickt, wenn ihm die ersten Haare
ergrauen - und manch einer weint
aus Angst: Jetzt kommt er in die Jahre!
 
Diät ist angesagt, damit der Bauch
flach wie ein Waschbrett wieder wird.
Im Jugendwahn versucht er auch
Sport, neues Outfit, neuen Flirt.
 
Schlimm wird es, wenn die Stirn dann breiter,
die Körperleistung schmäler wird.
Humor und Reife stimmen heiter,
doch Pfauen bleiben unbeirrt.
 
Sie glauben an das junge Blut
und balzen, wie schon einst im Mai.
Geschenke sind dann ihre Glut -
und irgendwann ist es vorbei.
 
Wenn sie die Federn dann gelassen,
kein Rad mehr schlagen können
und ihre Einsamkeit nicht fassen,
darf man es ihnen neidlos gönnen.
 

(C) Ingrid Bezold


*

(B)Engelchen flieg...
 
Gestern hat man mich Engel genannt...
da hab ich sofort meine Flügel gespannt.
Mein Ehrgeiz spornte zur Höhe mich an;
und als ich dann mit dem Fliegen begann,
rief man vom Himmel lautstark zu mir:
Bleib dort am Boden, was willst du denn hier!
 
Wasch dich erst rein von all deinen Sünden;
und deine Lüste, ein Feuer zu zünden.
Dann bist du würdig, ein Engel zu werden.
Bis dahin bleib lieber ein Bengel auf Erden.

                           
 
Ab morgen werd´ ich mich vorbereiten,
den Engelflug himmelwärts einzuleiten.
 
(C) Ingrid Bezold

***

Apfelwärme 




Der Duft
von Zimtnelkenäpfeln
und Preiselbeeren
erfüllt den Raum
schwebt zwischen
Nasenkitzeln und Herzberühren
 
Leise schließe ich
Fenster und Türen
und staune
über das Wohlbefinden
das sich in mir verbreitet
 
 (C) Ingrid Bezold

       ***          

   Alles Schein
 
Er gilt als ziemlich unverfroren.
Schön, arrogant, zielorientiert;
doch heute wirkte er verloren,
als ich ihn traf: demotiviert.
 
Müd´ und matt sein trüber Blick.
Die Stimme zaghaft, tonlos fast.
Ich reichte ihm vom Brot ein Stück;
setzte mich zu ihm - ohne Hast.
 
Wir atmeten den Frühlingsduft
und sahen Vögel munter fliegen.
Zwischen uns, die tiefe Kluft
erschwerte jedes Wort. Wir schwiegen.
 
Zögernd nahm er meine Hand,
umklammerte sie fest mit Druck
und als er endlich Worte fand,
erkannte er den Selbstbetrug.
 
Ich strich ihm sachte über´s Haar
und ließ ihn dann mit sich allein.
Vielleicht nimmt er sich endlich wahr
und tritt aus dem erzwung´nen Schein. 
(C) Ingrid Bezold     

***

Die Schönste
 
Ich bin die Schönste weit und breit.
Die Männerwelt kniet vor mir nieder.
Viel Speck am Bauch – das Herzchen weit;
geräuschvoll, knackig meine Glieder.
 
Die Schenkel nicht mehr glatt und straff,
doch gut gepolstert – appetitlich.
Die Brüste nur ein bisschen schlaff -
zum Kuscheln jederzeit vergnüglich.
 
Mein Kinn verdoppelt sich beim Lachen.
Die Zähne schunkeln fröhlich mit.
Der Haarschopf kitzelt mich im Nacken.
Von Kopf bis Fuß fühl ich mich fit.
 
Den Frühling sehne ich herbei -
kann frohgelaunt im Freien sitzen ….
vom frühen Morgen bis um Drei
Bikinidressed die Zeit verschwitzen.
         *                
 
Ich bin die Schönste weit und breit.
Ihr andern Mädels: Nur kein Neid!

 
(C) Ingrid Bezold

***

 Die alte Dame an der Bushaltestelle
 
Sie wartet friedlich auf der Bank
Wie jeden Tag um diese Zeit
Trotzt Stimmenwirrwarr, Lärm, Gestank
Trägt Strohhut und ihr blaues Kleid
 
Der Stadtbus fährt ganz langsam ein
Sie lacht den Fahrer freundlich an
Er fährt. Sie sitzt noch da – allein
Nickt Menschen zu, so dann und wann
 
Und ihre Augen leuchten jung
Es ist, als wollte sie ´was sagen
Lebt still in der Erinnerung
Und von erfüllten Tagen
 
Nach ein paar Stunden geht sie heim
Das Laufen fällt ihr manchmal schwer
Sie möchte wieder bei IHM sein
Bis dahin kommt sie täglich her
(C) Ingrid Bezold
4. Juli 2018

***

Jener Frühling..

So viele Lenze lief sie den vertrauten Weg,
der längst vergang´nen jungen Tage.
Jens wankte zitternd dort am morschen Steg.
An seinen Lippen noch die Spur von Marmelade.
 
Verliebt errötete er tief beim Näherkommen
und seine Schüchternheit wurd´ihm zur Pein.
Für sie hätt´er den höchsten Berg erklommen -
war sie nachts Stern und tags sein Sonnenschein.
 
Unten, am Bachrand – Dotterblumennah
ertasteten sie unbekannte Zonen
verlegen, linkisch: dass es keiner sah -
umschwirrt von Liebesglückshormonen.
 
Es war der Frühling, den sie nie vergisst.
Die Tage wurden langsam warm und hell.
Nach Jahren spielte er als Pianist -
ein Leben zwischen Bühne und Hotel.
 
Sie denkt an ihn stets, wenn sie hier verweilt ...
wie er die Strähne aus der Stirn sich streicht;
doch heut´, als sie vergang´ne Zeit ereilt,
sieht sie ihn nicht......
nur, wie sein Bild verbleicht.
 
 
© Ingrid Bezold
 *******
 
 
 


10 Kommentare:

  1. Liebe Sieghild,
    ich möchte dir nochmal danken für die Bereitstellung und schöne Gestaltung meiner Beiträge hier auf dieser Seite.
    Herzliche Grüße
    Ingrid

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  2. Mach ich gerne liebe Ingrid. Deine Worte sind es wert veröffentlich zu werden. Ich lese sie gerne und möchte auch andere Leser teilhaben lassen. 🍀🍀

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  3. Wundervoll, liebe Ingrid, deine so brillanten Gedichte, nun auch hier auf Sieghild's schönem und inhaltsreichem Blog lesen zu können. Ich kann Sieghild nur zu stimmen, sie sind es absolut, von vielen gelesen zu werden. Danke für diese wunderbare Unterhaltung.
    Herzlichst grüßt dich Birgit

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  4. Dankeschön, liebe Birgit. Ich freue mich sehr, wenn dir meine Gedichte gefallen.
    Herzliche Grüße
    Ingrid

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  5. Heimelig ist die Apfelwärme. Sie verbreitet ein wohliges Gefühl.

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  6. Apfelwärme in diesem Fall...
    aber ein Apfel kann auch Hitze verströmen...mit ihm fing ja alles an.
    Aber jetzt ess ich den, der gesund hält.
    Liebe Grüße
    Ingrid

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  7. Das ist eine super gute Entscheidung meine Liebe.Mögen es nur wohlschmeckende Äpfel sein,die wurmstichigen muss man entsorgen,Hab eine Gute Zeit,das wünscht dir deine Freundin🫶♥️

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  8. Die Vielfalt deiner Auswahl ist bewundernswert.Auch ,wie du es verstehst,Spannung aufzubauen ,ist einfach herrlich .👍🫶🌷

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  9. Danke, liebe Sieghild, dass ich mich hier in deinem Blog mit einbringen darf. Das motiviert und macht mich stolz.
    Liebe Grüße Ingrid

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Über einen Kommentar bin ich immer sehr erfreut und sage meinen :
❣"Herzlichen Dank!"❤