Donnerstag, 28. November 2019

Sonett

Erzählung  eines Baumes

Schon viele Tage zählen nun mein Leben
dergleichen Nächte habe ich durchwacht
auch manchem Halm mein Schattendach gebracht
dem Federvogel Schutz bei Sturm gegeben

Was wird die Zeit mir weiter noch darreichen
wes Angesicht wird ich noch vor mir sehn
wird dann mein Rock nur braun und grau noch weh ‘n
und wie viele Stürme setzen ihre Zeichen

Wie schnell erreicht die lange Hand des Menschen
das Blatt, das Korn, den einstmals grünen Wald
ich bitte euch ihr Menschen lasst euch lenken

Hört hin wies krankt und in den Ohren schallt
ein alter Baum will wieder Blätter schenken
Wenn`s Frühjahr ruft: die Triebe machen Halt.

©&ie


4 Kommentare:

  1. Dieser Baum geht mir zu Herzen, wie er alle von Menschen geschlagenen Wunden verwachsen und geheilt hat.
    Dein Gedicht untersteicht die ausdruckstarken mit großer Kraft.
    Gruß von Herz zu Herz,
    Helga

    AntwortenLöschen
  2. Ein stummer Hilfeschrei liebe Sieghild hast du exzellent
    dargestllt in deinem Sonett. Mich haben deine Gedanken
    sehr berührt, ein Aufrütteln, dass sich viele Menschen zu
    Gemüte führen sollten.
    Liebe Grüße zu dir, deine Karin
    PS: Ich hatte einmal ein Foto aufgenommen, auf der die Form
    eines Herzens in der Rinde des Baumes zu erkennen ist...

    AntwortenLöschen
  3. Als ich in diesem Jahr in meine Heimat fuhr, ging es mir ähnlich , wie hier beim Anblick dieses geschundenen Baumes..Oh, mein Gott, sagte ich mir, der Wald stirbt, und war erfaßt von tiefster Traurigkeit...
    Es ist wohl allerhöchste Zeit für ein Umdenken und dementsprechendes Handeln; ein Bewußtsein, das Alles mit Allem verbunden ist und auch wir Teil der Natur sind, die behütet und beschützt werden muß ! Ein Gedicht , das nachdenklich stimmt von Hans - Ulrich Treichel....lasse ich noch hier...
    Blätter vor unseren Füßen
    Wir nannten sie Blätter
    Als die Wälder noch standen
    Als der Wind noch hindurchfuhr
    Was für Umwege wir machten
    Wie viele Worte es gab "
    - Hans - Ulrich Treichel -

    Nun wünsch ich Dir einen besinnlichen 1. Advent. Sei behütet ! Deine Vera

    AntwortenLöschen
  4. Liebe Sieghild,
    heute bin ich zum ersten Mal bei deinen Sonetten gelandet.
    Die Erzählung mit dem Foto des verkümmerten Baumes, der alle Kraft daran setzt, wieder neu auszutreiben, berührt mich zutiefst. Ein fantastisches Gedicht!

    Liebe Grüße
    Ingrid

    AntwortenLöschen

Über einen Kommentar bin ich immer sehr erfreut und sage meinen :
❣"Herzlichen Dank!"❤